Wie? "Der tägliche Wahnsinn"? Das ist doch nun wirklich übertrieben!!!

, ist es nicht...

Das tägliche Miteinander von Mensch und Tier kreiert ein Füllhorn an Situationen: mal komisch, mal traurig; an die Nieren, zu Herzen, oder auf den Keks gehend :) 

In Zeiten der Pandemie, die irgendwann einmal zu einem Stück (unerfreulicher, aber doch nicht minder lehrreicher) Geschichte unser allen Lebens werden wird, ist unser Arbeitsaufkommen auch und insbesondere durch die veterinärmedizinische Versorgung unserer Patienten der Betreuungsstation enorm gestiegen.

Zudem hat sich (vermutlich ebenso pandemiebedingt) der Ausdruck menschlichen Sozialverhaltens verändert: Wir freuen uns über viele KundInnen, die unseren Service und persönlichen Umgang zu schätzen wissen, sich gerne vor die Praxis setzen und bei einem Kaffee oder Kaltgetränk (mit einer süßen Aufmerksamkeit) die Störche beobachten oder einfach nur die Stille oder ein Gespräch genießen.

Allerdings gibt es auch die "Hoppla-jetzt-komm-ich"-Typen, Menschen, die durch Corona Schicksalsschläge erleiden mussten, sozial vereinsamen, mutlos geworden sind oder sich abgehängt fühlen. Das alles können wir mitfühlen, und haben wir teils selbst am eigenen Leibe erlebt !

Nichtsdestotrotz: Besonders Schönem, Bemerkenswertem oder auch Außergewöhnlichem möchten wir hier eine Plattform zur Dokumentation bereiten. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen der folgenden Begebenheiten. Gerne (und darüber würde ich mich freuen) nehme ich Ihre Geschichten auf, berichten Sie mir doch einfach davon!

Ihr

Dirk B. (Berufspraktikant)

(Name der Redaktion bekannt)

+ + + Telefonate mit Vogelfinder + + + 30.07.2023 + + + Notdienstwochenende +

30.07.2023 Ein Notdienstwochenende: Telefonat mit einem/r Vogelfinder*in: 

Vogelfinder: "Guten Tag, wir beobachten hier einen Jungvogel, der alleine auf dem Boden sitzt, können Sie den einfangen?"

Tierärztin: "Ist es ein Ästling (durchgefiedert), setzen Sie Ihn auf einen Ast oder Baum, ist es ein Nestling (spärlich gefiedert oder ungefiedert) suchen Sie das Nest. Sie müssen verstehen, dass Vogeljunge die besten Überlebenschancen bei den Elternvögeln haben."

Vogelfinder: "Das Nest ist in 4 m Höhe, da kommen wir nicht dran. Sie müssen den Vogel holen und versorgen!"

Tierarzt: "Könnten Sie den Kleinen nicht mit einer Leiter ins Nest retten?"

Vogelfinder: "Nein, und es ist dann ganz alleine Ihre Schuld, wenn der Vogel stirbt!" (abruptes Beenden des Gesprächs durch den Vogelfinder)

 

Also

  •  Wir versorgen verletzt aufgefundene und streng geschützte Wildvögel (z. B. Eulen, Greifvögel) tiermedizinisch und ehrenamtlich. Sollten besorgte Tierfreunde bei uns anrufen, versuchen wir so gut wie es uns möglich ist, Tipps zur weiteren Versorgung des Tieres zu geben. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
  • Telefonische Beratung erhalten Sie darüber hinaus auch unter der Nummer: 0541 944 45-0. Diese Nummer sollte auch Ihre Erstanlaufstelle sein, wenn Sie verletzte oder nicht flugfähige, streng geschützte Wildvögel sehen! Bitte beachten Sie, dass hier ebenso ehrenamtlich gearbeitet wird! Niemand sollte eine "Vollkasko-Behandlung",  eingedenk der Tatsache, dass die körperlichen und pekuniären Ressourcen ausnehmend begrenzt sind, erwarten. 
  • Darüber hinaus ist es nicht nur für uns, sondern auch für unsere Mitarbeitenden sehr frustrierend und hochgradig demotivierend, solche Telefonate wie das o. a., welches sich nun leider nicht als Einzelfall darstellt, führen zu müssen! 
  • Wir behandeln die uns von der Betreuungsstation zur veterinärmedizinischen Versorgung angelieferten gefiederten Patienten nach unseren Sprechstunden und an Wochenenden! Und so, das sollte nicht unerwähnt bleiben, arbeiten wir damit an der, teilweise tatsächlich weit über die, Belastungsgrenze!   
  • Der Ton unter den Menschen ist (das ist unsere Erfahrung nicht nur aus der fernmündlichen, sondern auch aus der virtuellen (z. B. mit heißer Nadel gestrickte und demzufolge unqualifizierte Bewertungen im Internet) Kommunikation) sukzessive rauer geworden...

Es wäre schön, wenn wir wieder dahinkämen, den Anderen als Mitmenschen mit Bedürfnissen, Hoffnungen und Sehnsüchten zu sehen und zu schützen! Danke, das Sie diesen Text bis zum Ende gelesen haben! Danke auch und insbesondere, dass Sie unsere Homepage besuchen!

 

  

+ + + Ein Gespräch mit einer Tierärztlichen Fachangestellten + + + 22.05.2023 + + +

22.05.2023 Früher Mittag: Gespräch mit einer TFA, ob Sie nicht Tierärztin werden wolle. Sie verneinte vehement und verwies u. a. auf eine Dokumentation auf Arte (Link zum Video). Im Verlauf kamen weitere entscheidende Argumente aufs Tapet:  

  • eine bis zu 4-mal höhere Suizidrate gegenüber anderen Berufen 
  • eminent hohe Arbeitszeitbelastung bei unzureichender Bezahlung
  • hohe psychische Belastung nicht nur durch intensive Auseinandersetzung mit kranken Tieren, sondern auch mit Tod und Euthanisierung
  • darüber hinaus fehlende Wertschätzung durch die Gesellschaft, die das Tier (und somit auch den Beruf des Tierarztes/der Tierärztin) immer noch als weit unter dem Menschen und dem Beruf des Humanmediziners ansiedelt
  • psychischer Druck durch Patientenbesitzer
  • 24-Stunden-Notdienste
  • ungerechtfertigte, oftmals ignorante Bewertungen auf diversen Portalen

Sehr geehrte Leserinnen und Leser! Natürlich haben wir uns Beruf und Niederlassung selbst ausgesucht. Aber bitte denken Sie daran, dass die tägliche Motivation, sich den oben angeführten "Bananenschalen" (nur ein "repräsentativer Querschnitt" in der Tierärztlichen Praxis sind) zu stellen, sich auch und vor allem daraus speist, mit dem Respekt und Anerkennung behandelt zu werden, den wir selbstverständlich auch Ihnen und Ihren Sorgen und Nöten entgegenbringen. Glücklicherweise können wir uns diesbezüglich nicht beklagen und haben so, auch und besonders Dank Ihnen, immer noch sehr viel Freude an unserer Praxis!   

  

+ + + Notdienst: Ein Anruf im Sinne eines entspannten Dialogs + + + 31.07.2022 + + +

31.07.2022, Nachmittags: Ein Anruf einer Dame, die aufgeregt berichtet, Ihr Hund habe zwei Heckenkirschen gefressen. Auf Nachfrage der Tierärztin bzgl. Farbe, Größe und Aussehen der Kirsche, bzw. des Gewächses wurde, dann doch sehr unwirsch und in "leicht" erhöhter Lautstärke (nennen wir es mal wohlmeinend:) "geantwortet" (die Anführungsstriche konnte ich mir dann doch nicht verkneifen):

"Na, Heckenkirschen eben! Begreifen Sie das nicht???" Nö, begreifen wir nicht: Ein Blick in das Internetlexikon mit dem "W" offenbart, "Heckenkirsche" reicht nicht! Ca. sechs Heckenkirschenarten haben sich in Deutschland niedergelassen: 

  • Alpen-Heckenkirsche: rote Beeren | giftig
  • Blaue Heckenkirsche: schwarze Beeren | übel/wohlschmeckend (je Sorte)
  • Rote Heckenkirsche: rote Beeren | schwach giftig
  • Gartengeissblatt: rote Beeren | schwach giftig/ Vogelfutter
  • Tataren-Heckenkirsche: gelb-orange-rote Beeren/ Vogelfutter

Ja, ja, ich weiß: ich habe nur fünf aufgezählt ;) ... Natürlich sind Notfälle immer nervenzehrend, aaaber: Notdienste sind auch für uns kein steter Hort der Entspannung und guten Laune: Für die Tierverarztenden (m|w|d) gilt schließlich zu entscheiden: 

Ist es ein Notfall, der sofortige Maßnahmen erfordert?

  • Muss das Tier beim Tierarzt/ der Tierärztin vorgestellt werden?
  • Ist vielleicht sogar ein Klinikaufenthalt unvermeidlich?
  • Kann der Patientenbesitzende mit eigenen Hausmitteln Linderung verschaffen?
  • etc. (Platzhalter für Situationen, die schnelles, flexibles Denken erfordern...)

Für alle Tierärzte gilt nun einmal: im Notdienst unter Zeitdruck (und psychischem Druck) schnelle und richtige Entscheidungen zu treffen, dies zum Wohl des Tieres und seines Besitzenden! Wenn in der bilateralen Kommunikation dieser Tatsache beiderseits Rechnung getragen wird, ist allen per se geholfen:

  • Dem Tierarzt/der Tierärztin, denn Disstress beeinträchtigt die kognitiven Fähigkeiten
  • Dem Patientenbesitzenden, denn Vertrauen in die Fähigkeiten des Tierarztes senkt den Stresslevel
  • Dem Patienten: das durch die Notsituation geschwächte Tier beruhigt sich durch einen entspannten Besitzenden

+ + + "Inhouse-Schulung durch kalifornische Kapazität" + + + 04.02.2022 + + +

Durch eine glückliche Fügung ist es uns gelungen, den bekannten amerikanischen Computerspezialisten Bill Cates für ein kurzes und kostenloses "Inhouse-Seminar" unter dem Thema: "Die Office-Suite und Ich: Zwei Seiten betreiben eine Annäherung"  zu gewinnen.

Auf dem nebenstehenden Foto sehen wir, wie Herr Cates die Eingabemaske der Excel-Anwendung auf ihre Richtigkeit hin überprüft. Die von uns im Austausch für diese großzügige Initiative angebotene Impfung gegen Katzenseuche und Katzenschnupfen hat Herr Cates im übrigen ebenso unverzüglich wie entschieden abgelehnt. 

 

 

 

 

+ + + vereinzelt Wartezeit bei der Ausgabe von Hundeleckerli + + + 31.01.2022 + +

In jüngster Zeit müssen wir uns vereinzelt mit Beschwerden von Patienten der Gattung Canidae (hundeartige Raubtiere) bzgl. der Schnelligkeit der Gabe der, vor der Behandlung vollmundig, versprochenen Leckerli auseinandersetzen. 

Besonders ungeduldige Patienten weisen schon einmal ausnehmend nachdrücklich im Rahmen ihrer kognitiven Fähigkeiten auf diesen Missstand hin:

  • Lautäußerungen in Form von Bellen
  • hinter die Anmeldung laufen und sich dort bemerkbar machen
  • erwartungsfrohes Schwanzwedeln
  • hundetypische Hypnoseversuche unter Zuhilfenahme praxiseigenen Mobiliars (s. Bild)

 Wir versprechen, wir arbeiten daran, damit ihr sofort Eure Belohnung bekommt!

+ + + "Wissenschaft ohne Verstand ist doppelte Narrheit" + + + 04.10.2021 + + +

Dieser Aphorismus des spanischen Philosophen Baltasar Gracián y Morales (1601-1658) mag in diesem, sehr traurigen Fall seinen Ausdruck gefunden haben:

In unsere Tierarztpraxis wurde ein Mäusebussard (lat.: Buteo Buteo) eingeliefert, der so ausgehungert war, dass er, trotz intensivster Bemühungen, die Nacht nicht überlebte. Wie man erkennen kann, befanden sich an den Schwingen Markierungen aus LKW-Planen, die, mit Metadraht befestigt wurden und den Greifvogel massiv bei der Jagd beeinträchtigen!

Es ist im Übrigen nicht das erste Mal, dass ein solcher "Fall" bei uns eingeliefert wird: viele konnten wir vor dem Hungertod retten, für diesen armen Kerl kam unsere Intensivhilfe leider zu spät: Er ist verhungert, weil diese Markierungen ihn am Jagen nachhaltig behinderte!

Andere, bei uns gelandete Fälle, wiesen Durchstiche in den Handschwingen auf.

Und wer setzt diese Markierung an? Sie kommt (und das im Zeitalter des im Grundgesetz verankerten Tierschutzes!), von Universitäten, die auf diese Art und Weise wohl eine Art Monitoring "versuchen"! 

+ + + Notdienst + + + Sonntag, 27.06.2021 + + + 12:46 Uhr + + + Handy (0151xx) + + +

Ein Mann berichtet, sein Hund habe eine Taube im Garten apportiert, die nun wohl verletzt sei. Wir konnten ihm bzgl. der zu erwartenden Kosten anbieten, die Taube ehrenamtlich, also kostenlos: zu behandeln, zu versorgen und, wenn möglich, wieder auszuwildern; die Kosten der Medikamente möge er aber bitte tragen... Fanden wir eigentlich ziemlich nett von uns..., entsprach aber wohl nicht den Vorstellungen unseres Anrufers (der die komplette Kostenübernahme erwartet hatte); denn der darauffolgende (sagen wir es mal ganz dezent: extrem unfreundliche) Monolog des Anrufers endete mit einem:" Dann sind Sie schuld, wenn die Taube verreckt! Danke für garnix!!!" und dem abrupten Beenden des Gespräches (früher bezeichnete man so etwas als das "Aufknallen des Hörers"... ach ja, die gute alte Zeit... (tiefer Seufzer).

Was dann geschehen ist, wissen wir nicht: weder Taube noch Anrufer hielten es für nötig, den Kontakt zu uns (wieder-)aufzunehmen. Da waren wir sprachlos...